Ich war schon zweimal in Italien. Aus den Tag genau lagen zwei Jahre zwischen beiden Trips. Während sich ikonische Orte wie das Kolosseum in Rom oder die Piazza Santa Croce in Florenz überhaupt nicht verändert haben, gibt es vieles, was ich seit meinem ersten Besuch nicht wiedererkannt habe.
In den letzten Jahren habe ich eine Therapie begonnen, ungesunde Freundschaften aufgegeben und ein konsequentes Sportprogramm eingeführt. Eine der größten Veränderungen, die ich vorgenommen habe, war meine Entscheidung, keinen Alkohol mehr zu trinken.
Ich bin seit etwa 600 Tagen nüchtern. Die Vorstellung, in das Land der Weinberge und des Aperol Spritz zurückzukehren, machte mir überhaupt keine Sorgen. Trocken zu sein, hat alles an mir verändert, an meinem Verständnis von Beziehungen bis zur Erziehung meiner Kinder. Ich habe festgestellt, dass es sich lohnt, ohne Alkohol zu reisen.
Während meines einwöchigen Italienurlaubs mit meinen Kindern habe ich die Schönheit des Landes in vollen Zügen genossen und den Alkohol nicht ein einziges Mal vermisst.
Hier kommen die Gründe, warum meine einwöchige nüchterne Reise einer der denkwürdigsten Urlaube in meinem Leben war:
Die Reise durch Italien begann in Rom, ging über die Toskana und Florenz, bevor sie in Venedig endete.
Obwohl es überall Weinverkostungen und Aperol-Spritz-Schilder gab, fand ich auch viele Aktivitäten, die nichts mit Alkohol zu tun hatten. In Rom kauften wir in der Innenstadt ein und besuchten den Petersdom. In Florenz habe ich mir die Architektur angeschaut, in der Toskana einen Nudelkurs besucht und in Venedig alles Mögliche unternommen, von der Herstellung venezianischer Masken bis hin zu einer Gondelfahrt – und das alles ohne Schnaps.
Bei meiner letzten Reise nach Italien drehte sich alles um den nächsten Drink. Ich kaufte Limoncello-Flaschen an der Amalfiküste und suchte nach Schaufenstern mit Weinflaschen in Florenz. Ein Großteil meiner ersten Reise nach Italien drehte sich um Alkohol.
Es war ein tolles Gefühl, nüchtern zu sein und sich auf andere italienische Schätze wie Gelato (Eis) und Pizza zu konzentrieren.
Meine Teenager hatten Italien noch nie besucht, und ich genoss es, das Land aus ihrer Sicht zu erleben. Angefangen bei der Faszination meines filmbegeisterten Sohnes für das Kolosseum, das er bisher nur aus dem Film „Gladiator“ kannte, bis hin zur absoluten Begeisterung meiner Tochter darüber, wie gut Pasta in Italien schmeckt.
Vollkommen präsent und nicht durch Alkohol beeinträchtigt, habe ich mit meinen Teenagern Erinnerungen geschaffen, an die ich mich tatsächlich erinnern werde.
Da es sich bei unserer Reise um eine geführte Gruppenreise handelte, mussten wir oft früh aufstehen. Dadurch erhielten wir besonderen Zugang zum Vatikanischen Museum oder machten eine Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Florenz nach Venedig. Um 5:30 Uhr aufzustehen, kann sehr anstrengend sein, vor allem, wenn man am Abend zuvor Cocktails getrunken hat.
Stattdessen lag ich jeden Abend gegen 22 Uhr in meinem Bett, las ein Buch auf meinem Kindle und trank Kräutertee in meinem Pyjama. Als ich aufwachte, war ich bereit für das, was der Tag zu bieten hatte.
Bei meiner letzten Reise nach Rom besuchte ich das Kolosseum und fühlte mich ein wenig verkatert. Die Hitze und die Menschenmassen machten mir zu schaffen. Ein nüchterner Morgen wird wirklich nie langweilig, egal ob zu Hause oder auf Reisen.
Alkohol ist ein wichtiger Teil des Lebens in Italien. Ich war mir nicht sicher, ob ein Pasta-Essen ohne mein früher geliebtes Glas Rotwein schwierig sein würde. Zu meiner Freude habe ich das Trinken nicht vermisst.
Es war hilfreich, dass wir an einer gut organisierten Gruppenreise mit Reiseführern und einem detaillierten Reiseplan teilnahmen. Ich hatte mich für diese Reise entschieden, weil ich den Reiseplan im Voraus einsehen konnte und wusste, dass es zwar einige Aktivitäten mit Alkohol gab. Der Großteil der Reise war aber darauf ausgerichtet, die Geschichte und Kultur Italiens kennenzulernen und viele unglaubliche Speisen zu probieren.
Sogar in der Toskana, der italienischen Region, beschäftigte ich mich mit einer Bauernhoftour. Während andere Reisende in meiner Gruppe Weine probierten.
Meine Entscheidung, auf Alkohol zu verzichten, hatte weniger mit einem „Alkoholproblem“ zu tun als mit dem Wunsch, Angstzustände, Erschöpfung und gesundheitliche Probleme in meinem Leben zu beseitigen. Viele Reisende tranken immer noch Alkohol, auch mein Mann.
Wenn ich meine beiden Reisen nach Italien vergleiche – eine, bei der ich die meiste Zeit im Rausch lebte, und die andere, bei der ich nüchtern und voll präsent war –, dann würde ich jederzeit die letztere nehmen.